Mit und vom Meer leben
Von der gemieteten Flotte zur Schiffbauindustrie
Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) war bei seinen seefahrerischen Ambitionen noch auf Schiffstechnik und „Know-How“ aus den Niederlanden angewiesen. Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts hob schließlich auch die großen preußischen Werften auf ein internationales Niveau. In den Fischerdörfern Ostpreußens wurde dagegen altes Wissen über den Bootsbau bis ins 20. Jahrhundert hinein gepflegt und angewendet.

Gemieteter Marinedirektor
Porträtbüste des Benjamin Raule, o. D. Sammlung Schloss Friedrichsfelde, Foto: Jörg Bock, Archiv Museum Lichtenberg von Berlin
Der niederländische Kaufmann und Reeder Benjamin Raule (1634–1707) spielte am Beginn der staatlich organisierten Seefahrt in Brandenburg-Preußen eine zentrale Rolle. Er trat zunächst als Kaperfahrer in den Dienst des Großen Kurfürsten, der ihn 1677 zum Marinedirektor ernannte und mit dem Aufbau der brandenburgischen Flotte beauftragte. Auch an der Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie (BAC) und der Beteiligung Brandenburgs am transatlantischen Sklavenhandel war Raule maßgeblich beteiligt. 1698 fiel er jedoch bei Kurfürst Friedrich III. in Ungnade, wurde zeitweise inhaftiert und starb verarmt 1707.

Werften
„Die Schiffswerke ‚Vulkan‘ bei Stettin“, Stahlstich nach einer Skizze von Willy Stöwer, o. D., Sammlung Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven
Erst im Laufe des 19. Jh. gewannen preußische Werften nennenswerte Bedeutung und holten auch technisch den Vorsprung ausländischer Konkurrenten auf. Die großen Werften in Stettin, Danzig oder Elbing stehen im allgemeinen Bewußtsein jedoch hinter den bis heute bekannten Hamburger oder Kieler Unternehmen zurück.