Objektbeschreibung
Technische Daten:
Datierung: 1835, Minden
Hersteller*in unbekannt
Material: Seide, Leinen
Höhe: 152cm, Durchmesser Rock: 110cm
„Kleider machen Leute“, so heißt das bekannte Sprichwort. Dies ist nicht nur heute so. Schon damals war Kleidung ein wichtiges Thema, auch für Menschen in Preußen. Die Mode änderte sich laufend. Adelige wurden zu Trendsettern und Menschen, die es sich leisten konnten und durften, ließen ihre Kleidung an die neusten Trends anpassen. Zur Zeit des Biedermeiers (1815-1848) änderte sich die Frauenmode radikal. Waren zuvor für die Damen noch luftige Schnitte mit leichten Stoffen und einer hohen Taille, die knapp unter der Brust saß, in Mode, rutschte die Taille nun wieder tiefer, die Silhouetten wurden steifer und die Ärmel und Röcke ausladender.
Diese Trendanpassungen lassen sich auch an diesem Biedermeierkleid erkennen. Als Schmuckstück der Sammlung besticht es durch seine ausladende Form und das schimmernde, karierte Design. Dunkle Farben und karierte oder geblümte Muster war sehr angesagt in den 1830er Jahren. Der übliche Reifrock sowie die Wespentaille sind ebenfalls typische Merkmale der Mode der Zeit. Besonders interessant sind die vergleichsweise schlanken Ärmel, da ausladende Puffärmel, auch Gigots oder Hammelkeulen genannt, damals üblich waren. Bei diesem Kleid soll es sich sogar um ein Brautkleid handeln. Brautkleider waren nämlich nicht schon immer weiß. Nur wenige Frauen konnten sich ein extra für die Hochzeit angefertigtes Kleid leisten. Deshalb wurde meist im besten Kleid geheiratet, welches man bereits besaß Das weiße Brautkleid gewann erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Hochadel an Beliebtheit. Königinnen wie Elisabeth von Bayern, auch bekannt als Sissi, und die britische Königin Victoria prägten mit ihren weißen Kleidern maßgeblich die Brautmode bis heute.
// Text: Marie Brune, Juni 2025
Literatur:
Bertschik, Julia: Mode und Moderne. Kleidung als Spiegel des Zeitgeistes in der deutschsprachigen Literatur (1770-1945), Köln 2005.
Bombek, Marita: Kleider der Vernunft. Die Vorgeschichte bürgerlicher Repräsentation in der Kleidung, Münster 2005.
Weber-Kellermann, Ingeborg: Frauenleben im 19. Jahrhundert. Empire und Romantik, Biedermeier, Gründerzeit. München 1998.
Schon gewusst?
Mode im heutigen Verständnis mit wechselnden Kollektionen und neuen Trends gibt es erst seit 1858, als der Brite Charles Frederick Worth in Paris sein Modehaus „Worth et Bobergh“ eröffnete. Hier handelte es sich allerding noch immer um maßgefertigte Einzelstücke. Erst in den 1960er Jahren wurde Mode durch die Einführung von Konfektionsgrößen als Massenware fabriziert.