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Fiktives Filmplakat mit dem Titel "Anything flows" zeigt schwarzen Gründungsstein, Glühbirne und Blumenschmuck.

Folge 3: Anything flows

Geografie

Wie so oft ist es die Arbeit, die sie zusammenführt. Rheinland und Westfalen lernen sich bei der Industrialisierung des Ruhrgebiets kennen und sind seither wirtschaftlich miteinander verbunden.

Gewachsene Traditionen und politische Verhältnisse erschweren ein Zusammenwachsen, doch um die Internationalisierung des Ruhrgebiets zu verhindern, werden die Nord-Rheinprovinz und Westfalen 1946 zu Klammern für ein neues Land. Dabei kommt ihnen zugute, dass bereits die Weimarer Republik passende Entwürfe diskutiert hat.

Reformdebatte

 

 

 

Die Übermacht Preußens ruft nach Veränderung! Die Wirtschaft will territoriale Reformen, doch die Politik diskutiert ein ganzes Jahrzehnt. Alle Pläne und Karten wandern letztendlich in die Schublade, aber sie liefern die Blaupausen für später.

Plan zur Neugliederung des Reiches nach Hans Baumann 1925, Ausschnitt, Quelle: Werner Münchheimer: Die Neugliederung Deutschlands. Grundlagen – Kritik – Ziele und die Pläne zur „Reichsreform“ von 1919-1945 (Frankfurter Geographische Hefte 23/1949 Heft 1), Frankfurt a.M. 1949, Kartenanhang.

Versorgung

Das Industriegebiet will ernährt werden. Südliches Rheinland und östliches Westfalen liefern, was gebraucht wird. Die landwirtschaftlichen Gebiete sind bei den Planungen für neue Grenzziehungen daher mindestens so wichtig wie die Schwerindustrie. Ihre Bedeutung darf also nicht unterschätzt werden.

Feldarbeit vor der Zeche Gneisenau | © Anton Tripp/Fotoarchiv Ruhr Museum

Politik

 

 

 

 

 

 

 

Gesellschaftliche Gruppen, Politiker und Parteien streiten um Einfluss und Macht, im Parlament und auf der Straße. Der geografische Zuschnitt des Landes ist wichtig für die politische Machtverteilung und deshalb zwischen den Parteien umstritten.

Weimarer Republik, Fotomontage: Kundgebungen für die Republik | © LWL-Medienzentrum für Westfalen

Hans Baumann (Buch/Idee)

Lebensdaten: 05.03.1888-19.01.1967
Geburtsort: Landsberg an der Warthe
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Bauingenieur, Bahnbeamter
Rollen: Leitung Presse- und Werbedienst Deutsche Reichsbahn, Geschäftsführer Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr (BRD)

Hans Baumann erfährt keine klassische Ausbildung für die große Bühne, sondern studiert Bauingenieurswesen in Hannover. Seine erste größere Rolle erhält er ab 1912 als Regierungsbaumeister im Dienst der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Staatsbahn. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg folgen ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften sowie eine erste Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Halle. Schon ein Jahr später schließt sich eine Dissertation an der Technischen Hochschule Hannover an, mit der er zum Dr. Ing promoviert wird. Nach intensiver Rollenrecherche nimmt er ein Engagement bei der Deutschen Reichsbahn an, wo er ab 1924 als Direktor für den Pressedienst der Hautverwaltung zuständig ist. Parallel macht er sich einen Namen als Autor und gibt mehrere Fachzeitschriften und den berühmten „Reichsbahnkalender“ heraus, schreibt das Standardwerk „Deutsches Verkehrsbuch“ und hat einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.

Ab 1933 erfährt seine Karriere ein jähes Ende. Die Nationalsozialisten entfernen ihn wegen seiner halbjüdischen Herkunft aus der Besetzungsliste. Er wird zunächst noch für eine Rolle als Direktionsmitglied in der Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr berücksichtigt, doch 1938 verliert er auch diese Funktion. Nach 1945 gelingt ihm ein Comeback als Ministerialdirektor bei der Deutschen Reichsbahn in Berlin und ab 1949 bei der Deutschen Bundesbahn in Frankfurt.

Bereits 1928 wird Baumann einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als seine Hannoveraner Dissertation als ein mögliches Drehbuch in der Reichsreformdebatte gehandelt wird. Wesentlicher Bestandteil seiner originellen Dramaturgie ist die vorgeschlagene Neugliederung des Reiches in zwölf Wirtschaftsgebiete, die im Westen Deutschlands in verblüffender Weise den späteren dortigen Bundesländern gleichen. So ist sein Konzept für eine Wirtschaftsprovinz Rheinland-Westfalen geografisch nahezu identisch mit den künftigen nordrhein-westfälischen Landesgrenzen, vor allem sieht er eine Teilung der Rheinprovinz zwischen den Regierungsbezirken Köln und Koblenz sowie eine Angliederung Lippe-Detmolds an Westfalen vor. Politischer Mittelpunkt als Hauptstadt des gesamten Gebiets wird bei Baumann Köln.

Allerdings findet sein Drehbuch – genau wie alle anderen Ideen und Vorschläge zur Reichsreform – keinen großen Anklang und landet vorerst in der Schublade. Dennoch ist der Baumann-Plan ein prägnantes Beispiel dafür, dass es schon vor dem Ende der Weimarer Republik Gründe und Argumente für ein fusioniertes Land zwischen Rhein und Weser gegeben hat. Pläne, die Antworten auf die sich seit dem 19. Jahrhundert wandelnden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse finden wollten. Die Erfolgsstory der Briten vom Juni 1946 zur Zusammenlegung der Nord-Rheinprovinz mit Westfalen basiert zumindest für die Kapitel Wirtschaft, Verkehr und Versorgung auf den Überlegungen Baumanns, die aber in Vergessenheit gerieten.

Hermann Pünder (Regie)

Lebensdaten: 01.04.1888–03.10.1976
Geburtsort: Trier
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Jurist
Rollen: Chef der Reichskanzlei, Regierungspräsident (Münster), Oberbürgermeister (Köln), Oberdirektor des Verwaltungsrats der Bizone, Mitglied des Deutschen Bundestags

Hermann Pünder startet seine Karriere in Berlin 1919 als Jurist im Reichsfinanzministerium. Ab Sommer 1926 verkörpert er den Chef der Reichskanzlei, eine Rolle, die er bis zum Juni 1932 innehat, bevor er im Oktober 1932 als Regierungspräsident nach Münster wechselt. Aus diesem Amt entlassen ihn die Nationalsozialisten im Juli 1933.

Als Chef der Reichskanzlei ist Pünder einer der Hauptdarsteller in der Reichsreformdebatte. Im Januar 1928 beginnt mit einer Länderkonferenz in der Reichskanzlei unter seiner Regie die Suche nach Möglichkeiten für eine Verwaltungs- und Verfassungsreform im Deutschen Reich. Doch spätestens mit dem „Preußenschlag“ im Juli 1932, der Amtsenthebung der Preußischen Regierung durch die Reichsregierung, enden alle Reformbemühungen.

Pünder gehört zu den Gründern der Christlich Demokratischen Partei in Münster, bevor ihn die Briten im November 1945 als Nachfolger Konrad Adenauers in der Rolle des Kölner Oberbürgermeisters an den Rhein holen. Wiederkehrendes Thema seiner Auftritte in dieser Zeit ist die starke Befürwortung der Zusammenlegung der Nord-Rheinprovinz mit Westfalen. Aktiv ist Pünder außerdem als Mitglied des Provinzialrats der Nord-Rheinprovinz und dann des Ernannten und des ersten gewählten Landtags. 1948 wird er Oberdirektor des Verwaltungsrats der Bizone in Frankfurt und 1949 Mitglied des ersten Deutschen Bundestags, dem er bis 1957 angehört.


Bildunterschrift wäre: Hermann Pünder | © Landesarchiv NRW Abt. Rheinland RWB 01530/3, Foto Carl August Stachelscheid    

Konrad Adenauer (Hauptrolle)

Lebensdaten: 05.01.1876–19.04.1967
Geburtsort: Köln
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Jurist
Rollen: Beigeordneter (Stadt Köln); Oberbürgermeister (Stadt Köln); Präsident des Preußischen Staatsrats; Mitglied der Preußen-Kommission; CDU-Vorsitzender (Rheinland, Bundesrepublik); Bundeskanzler

Der gebürtige Kölner Jurist sammelt ab 1906 erste Erfahrungen auf der Bühne der Öffentlichkeit als Beigeordneter der Stadt, bevor er ab 1917 als Oberbürgermeister von Köln den Grundstein seiner späteren Karriere legt. Von 1921 bis 1933 nimmt Adenauer als Präsident des Preußischen Staatsrats eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen der Regierung und den Provinzen in Preußen ein. Als Mitglied der Preußen-Kommission der beim Reichsinnenminister angesiedelten „Zentralstelle für die Gliederung des Reiches“ und im sogenannten Dreimännerkollegium aus preußischem Ministerpräsident, Landtagspräsident und Staatsratspräsident ist er auf das engste mit den Debatten und Bemühungen um eine Reichsreform vertraut. Im Zuge der nationalsozialistischen Machübernahme 1933 erfährt seine Karriere jedoch ein zwischenzeitliches Ende, als er seiner Ämter enthoben wird.

Erst mit Ende des Krieges gelingt Adenauer mit Hilfe der US-Besatzungsmacht ein Comeback, die ihm die Rolle des Oberbürgermeisters von Köln überträgt, ehe die Briten ihn bereits im Oktober 1945 wieder von ihrer Besetzungsliste streichen. Unbeirrt davon steigt er im Februar 1946 zum Vorsitzenden der CDU im Rheinland und einen Monat später der gesamten britischen Zone auf. In dieser Zeit macht er sich auch als Mitglied des Beratenden Provinzialrats der Nord-Rheinprovinz, einem der beiden Vorläufer des Ernannten Landtags, für eine Zusammenlegung der beiden westlichen Provinzen stark.

Zusammen mit dem SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher wird er am 15. Juli 1946 von Brian Robertson, dem Stellvertretenden Militärgouverneur, über den Entschluss zur Gründung des neuen Landes informiert. Bereits im April hatten ihn die Briten als einzigen aktiven deutschen Politiker nach seiner Einschätzung zu einem möglichen Zusammenschluss von Rheinland und Westfalen zu Rate gezogen.

Mit der Landesgründung erfährt auch Adenauers Karriere einen neuen Aufschwung. Im Oktober 1946 wird er Fraktionsvorsitzender im nordrhein-westfälischen Landtag, 1948 Präsident des Parlamentarischen Rates. Seine bekannteste Rolle übernimmt der mittlerweile 73-Jährige dann 1949 als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Diesen verkörpert er bis zu seinem Rücktritt im Oktober 1963 in drei Fortsetzungen.


Bilnachweis: Konrad Adenauer | © Bundesarchiv, B 145 Bild-F005630-0005

Hans Luther (Nebenrolle)

Lebensdaten: 10.03.1879–11.05.1962
Geburtsort: Berlin
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Jurist
Rollen: Oberbürgermeister (Essen), Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Reichsfinanzmister, Reichskanzler, Vorsitzender des Bundes zur Erneuerung des Reiches, Reichsbankpräsident, USA-Botschafter, Vorsitzender des Sachverständigenausschusses für die Neugliederung des Bundesgebiets

Hans Luthers erhält seine ersten Rollen in der Kommunalpolitik, wo er unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in Essen als einer der Gründer der „Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriegebiet“ intensiv mit der Entwicklung des Ruhrgebiets befasst ist. Er ist parteilos und erhält 1922 zunächst ein Engagement als Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, und kein ganzes Jahr später als Reichsfinanzminister. Im Januar 1925 verkörpert er den Reichskanzler, eine Rolle, die er bis zum Mai 1926 bekleidet. Mit an seiner Seite Hermann agiert Hermann Pünder, der spätere Chef der Reichskanzlei.

Nach seinem Ausscheiden von der Bühne der Politik ist er 1928 einer der Gründer und erster Vorsitzender des Bundes zur Erneuerung des Reiches, der als „Lutherbund“ im Zusammenspiel mit Pünder eine wesentliche Rolle in der Reichsreformdebatte spielt und eine Lösung des Reich-Preußen-Problems anstrebt, was letztendlich aber am preußischen wie auch am bayerischen Widerstand scheitert. Im März 1930 übernimmt Luther die Rolle des Reichbankpräsidenten und legt deshalb seinen Vorsitz im Bund zur Erneuerung des Reiches nieder. 1932 übersteht er einen Attentatsversuch leicht verletzt. Im März 1933 fordert Hitler ihn zum Rücktritt auf. Kurz darauf gastiert er als deutscher Botschafter in den USA. 1937 wird er in den Ruhestand versetzt.

Seine in der Reichsreformdebatte gesammelten Drehbucherfahrungen kann er zwischen 1952 und 1955 in den Diskussionen um eine Länderneugliederung der Bundesrepublik ausspielen. Er wird Vorsitzender des 40-köpfigen Ausschusses für die Neugliederung des Bundesgebiets, der auch „Luther-Ausschuss“ genannt wird. Mehrere der dort diskutierten Drehbuchvarianten für eine Neugliederung des westmitteldeutschen Raumes sehen eine Angliederung der Regierungsbezirke Koblenz und Trier, also des südlichen Teils der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, an Nordrhein-Westfalen vor, was aber letztendlich ergebnislos bleibt.


Hans Luther | © Kurt Hege/Fotoarchiv Ruhr Museum

Carl Severing (Nebenrolle)

Lebensdaten: 01.06.1875–23.07.1952
Geburtsort: Herford
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Schlosser
Rollen: Mitglied des Reichstags, Mitglied des Preußischen Landtags, Reichs- und Staatskommissar, Innenminister (Freistaat Preußen), Reichsinnenminister, Mitglied des Landtags NRW

Carl Severing sammelt erste Erfahrungen auf der politischen Bühne in der Bielefelder Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und wechselt dann den Spielort: Von 1907 bis 1912 übernimmt er für die SPD ein Engagement im Reichstag. Nach dem ersten Weltkrieg knüpft er an diese Rolle an und wird Mitglied der Weimarer Nationalversammlung sowie erneut Reichstagsabgeordneter. Auch auf der kleineren Lokalbühne des Preußischen Landtags spielt er weiter mit. Im Ruhrgebiet zeigt er sein gesamtes politisches Können und schlichtet als Reichs- und Staatskommissar auflodernde Konflikte und Streiks im Bergbau, womit er wesentlich zur Beruhigung und Normalisierung der Lage beiträgt. Nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch französische Truppen im Jahr 1923 ist er ein starker Befürworter des passiven Widerstands.  

Es folgen weitere große Rollen wie z.B. als Innenminister im Freistaat Preußen von 1920 bis 1926 und noch einmal von 1930 bis 1932 und als Reichsinnenminister von 1928 bis 1930. In dieser Zeit ist er in die Debatten zur Reichsreform involviert und schreibt an imposanten Drehbuch-Szenarien. So tritt er für die Auflösung der kleinen Länder und noch weitergehend für ein Aufgehen der Länder im Reich ein. Seine Bemühungen scheitern allerdings am Widerstand Bayerns und anderer Länder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist er der führende Kopf der SPD in Ostwestfalen und berät auch die Besatzungsmacht beim Casting von geeigneten Persönlichkeiten für öffentliche Aufgaben. Erste Namensvorschläge für die Besetzung des Beratenden Provinzialrat Westfalens, den Oberpräsident Amelunxen einrichten will, stammen aus seiner Feder. Er ist ein Gegner der Pläne für ein Land Rheinland-Westfalen. Seine letzte Rolle spielt er von 1947 bis zu seinem Tod als Mitglied des gewählten Landtags von Nordrhein-Westfalen.


Dr. Carl Severing | © bpk / Deutsches Historisches Museum

Heinrich Drake (Nebenrolle)

Lebensdaten: 20.12.1881–12.06.1970
Geburtsort: Lemgo
Nationalität: Deutsch
Gelernter Beruf: Buchhändler und Journalist
Rollen: Landespräsident von Lippe, Regierungspräsident von Detmold

Heinrich Drake tritt seit 1919 zunächst in kleineren Nebenrollen als Mitglied der Lippischen Landesregierung auf, zuletzt verkörpert er deren Präsidenten. Als solcher führt er in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre Verhandlungen über einen Anschluss Lippes an die Provinz Westfalen. Allerdings geht Preußen nicht weiter auf seine Bedingungen ein, die weitgehend identisch sind mit den „Lippischen Punktationen“ von 1946/47. 1933 übernimmt er für wenige Auftritte ein Engagement im Reichstag für die SPD. Richtig Fahrt nimmt die Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg auf, als ihm die Besatzungsmacht als Landespräsidenten die Regie der Länder Lippe und Schaumburg-Lippe anvertraut. In dieser Rolle installiert er einen Lippischen Landesrat, vergleichbar den Beratenden Provinzialräten in Westfalen und in der Nord-Rheinprovinz. Als mit den Provinzialratsmitgliedern aus Lippe Teile seiner Besetzung an der konstituierenden Sitzung des westfälischen Provinzialrats in Münster teilnehmen sollen, protestiert er dagegen und bleibt der Bühne bei dessen feierlicher Eröffnung im April 1946 demonstrativ fern.

Die britische Besatzungsmacht stellt ihn nun vor die Wahl zwischen zwei Spielorten; entweder Niedersachen oder Nordrhein-Westfalen. In den Verhandlungen mit beiden Seiten geht es Drake wie schon zwanzig Jahre zuvor um eine möglichst große Eigenständigkeit und um das Lippische Landesvermögen. Nordrhein-Westfalen entpuppt sich schließlich als attraktivere Bühne. Mit den „Lippischen Punktationen“ wird festgelegt, dass Einrichtungen des Landes wie Landestheater, Landesbibliothek oder Staatsbäder nicht an das Land NRW fallen, sondern von einer eigenen lippischen Institution verwaltet werden. Die Nebenbühne des Landes Schaumburg-Lippe wird hingegen an die Spielstätte Niedersachsen angegliedert.

Am 21. Januar 1947 wird die Eingliederung offiziell vollzogen. Drake spielt seine letzte größere Rolle, nun unter Vertrag von Nordrhein-Westfalen, von April 1947 bis 1952 als Regierungspräsident des neuen Regierungsbezirks Minden-Lippe, der bald nach seinem Sitz in Regierungsbezirk Detmold umbenannt wird.


Heinrich Drake | Karl Franz Klose © LWL-Medienzentrum für Westfalen